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Lucianus Bartoli Tergestinus: Glastür des Doms zu Palmanova (1970)

Lange Zeit hatte man überlegt, wie dem Dom von Palmanova (Friaul-Julisch Venetien), errichtet im Stil der Renaissance, einen passenden Eingang zu versehen. Die Haupttür des römisch-katholischen Doms trägt heute eine apokalyptische Glasmalerei. Sie ist auf 1970 datiert und stammt, laut handschriftlicher Signatur, von dem Künstler Lucianus Bartoli, der sich auch „Tergestinus“ nannte, nach einem in Europa vorkommenden Skorpion. Von Tergestinus ist ansonsten nur noch eine Glasmalerei im nahe gelegenen Udine bekannt ist, dann aber auch Wandmalereien in er Diözese Concordia-Pordenone. Die esoterisch anmutende Bildkomposition ist einzigartig: auf einer Gerichtsschale liegt das Himmlische Jerusalem als unzugängliche mittelalterliche Burganlage im Stile der Staufer. Es ist von sieben Sternen, zwölf Perlen und von drei Farbkreisen umgeben, die ineinander greifen. In einem weiteren Bildfeld darüber befindet sich die Himmelsleiter, bekrönt vom Thron Gottes in einem dritten Feld und einer Höllendarstellung (hier nicht zu sehen). Die Gerichtsschale oder Seelenwaage ist ein Gegenstand, der vor allem im Mittelalter gerne gezeigt wurde: am Ende aller Tage, dem Gerichtstag, werden die guten mit den schlechten Taten aufgewogen. Geht das Pendel auf die Seite der guten Taten, dann wiegen diese schwerer und die Seele darf in das Himmlische Jerusalem eintreten. Da hier die Stadt selbst ein nicht unerhebliches Gewicht auf die Waage bringt, braucht man sich um sein Seelenheil nicht zu fürchten.

Wladimir Timofiewitsch: Ein Beitrag zur Baugeschichte des „Duomo“ in Palmanova, in: Arte veneta, 31, 1977, S. 250-259.
Mario Zocconi: Il progetto del Duomo di Palmanova, in: La panarie, N.S., 13, 48, 1980, S. 13-26.
Franco del Zotto: Restaurate due Pale del Duomo di Palmanova, in: La panarie, 22, 88, 1990, S. 27-30. 

 

tags: Friaul-Julisch Venetien, Italien, Tür, Dom, Mystik, Esoterik
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