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Franz X. W. Braunmiller (1905-1993): Evangelische Kirche in Bad Oeynhausen-Bergkirchen (1983)

Auf dem Fensterausschnitt sind zunächst moderne Bauten zu sehen: vor allem weiße Reihenhäuser, dann auch Sakralbauten mit tiefroten Kuppeln. Eine Stadtmauer ist dagegen ebenso wenig zu finden wie belebende Elemente, etwa Apostel, Engel, Bewohner, Christus etc. Über der Stadt erhebt sich links ein gewaltiges Kreuz in roter Farbe, das mit den Edelsteinen geschmückt ist, die nach dem biblischen Text eigentlich Teil der Stadtmauer sind. Man fühlt sich an das historische Kreuz Christi erinnert, welches nach der Schlacht bei Hattin 1187 verloren ging oder an ein Schmuckkreuz aus Bamberg.
Rechts davon sind goldene Blöcke gesetzt, vielleicht sind es die goldenen Straßen der Stadt? Geschaffen wurde das Fenster aus Antikglas, Blei und Schwarzlot vom Münchner Künstler Franz Xaver Wilfried Braunmiller (1905-1993) im Jahre 1983. Es befindet sich rechtsseitig im Schiff der evangelisch-lutherischen Kirche von Bad Oeynhausen-Bergkirchen (drittes Fenster Nordseite). Die Vorüberlegungen dazu gehen noch zurück auf Pfarrer Helmut Müller bis in das Jahr 1969, als eine Kirchenrenovierung den Impuls gab, neue Fenster anzuschaffen. Eingebaut wurden sie dann unter dem damaligen Pfarrer Hans Redenius.

Der Maler Franz X. W. Braunmiller. Leben und Werk, München 1982.
Daniela Tiggemann: Die St.-Katharinen-Kirche in Bergkirchen, Wölpinghausen 1992.
Eberhard Baade: Fenster für die Seele. Die Kirchenfenster der evangelischen Kirche in Bergkirchen bei Bad Oeynhausen, Bad Oeynhausen 2000.

 

Zum Künstler:

Franz Xaver W. Braunmiller war der Sohn eines Stuckateurs und Bildhauers, geboren wurde er am 20. März 1905 in München. Nach Abschluss der Schule machte er in der Werkstatt seines Vaters eine Lehre zum Bildhauer. Durch einen Kunden, der von dem Talent des jungen Braunmiller überzeugt war, wurde er von der Akademie der Bildenden Künste in München aufgenommen. Er war damals der jüngste Akademie-Teilnehmer und studierte bei dem Grafiker Max Mayrshofer (1875-1950), dem Maler Adolf Schinnerer (1876-1949) sowie bei dem Restaurator Max Doerner (1870-1939). Bereits 1925 kam es zur ersten Einzelausstellung des Künstlers, der sich zunächst auf Porträts und Gegenstandsgemälde konzertierte. Im folgenden Jahr arbeitete er auch als Illustrator von Jugendbüchern. Ab 1930 war er in den Werkstätten von Franz Mayer, Franz Xaver Zettler und Van Treeck in München angestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurde Braunmiller 1939 zur Wehrmacht einberufen und an der Ostfront kriegsverletzt. Diese Erlebnisse sollen eine Hinwendung zur Bibel und religiösen Symbolik, auch in seinem Schaffen, bewirkt haben.
Ende des Jahres 1945 ließ er sich als selbstständiger Künstler mit Atelier in München nieder, wo jetzt zahlreiche Altäre, Kreuzwege, Mosaikarbeiten und Glasfenster entstanden. Braunmiller war am Wiederaufbau zahlreicher Kirchen und Kapellen in ganz Bayern beteiligt, hatte aber auch frühzeitig Aufträge aus den USA. Über siebenhundert Glasfenster entstanden, unter denen das Neue Jerusalem jedoch nur ein einziges Mal thematisiert wurde. Sein erste Großauftrag war die Gestaltung des Flügelaltars und des Kreuzweges für die im Krieg zerstörte Kirche Sankt Joseph in Schwabing. Die wichtigsten seiner Arbeiten sind ein Mosaik für St. Peter und Paul/Cincinnati (1949), 14 Kreuzweg-Tafelbilder für St. Andreas in München (1958) und acht Fenster für evangelischen Markuskirche in Salem (Oregon, 1973). Sein eigentliches Hauptwerk ist jedoch keine Sakralarbeit, sondern das Gemälde Walpurgisnacht. Erste Überlegungen dazu sollen bereits 1944 erfolgt sein, zur Vollendung kam es erst 1978. Am 15. Juni 1993 verstarb Franz Xaver Braunmiller und wurde auf dem Münchner Waldfriedhof beigesetzt.

 

tags: Ostwestfalen, NRW, Kreuz
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