David Hetland (1947-2006): Lutheran Church in Minnesota, Fergus Falls (beide 1990), anschl. Trinity Lutheran Church in Jamestown (1996), First Presbyterian Church in Ely (2002), Cumberland und St. Paul’s Lutheran Church (beide 2006)
Im US-Bundesstaat Minnesota besitzt die Trinity Lutheran Church in dem Ort Moorhead ein 7 x 4 Meter großes Glasfenster am östlichen Kirchenschiff, erstellt von David Hetland (1947-2006). Er hat es 1990 anlässlich einer Kirchenerweiterung aus 5.500 Stücken zusammengesetzt. Im unteren Fenster stellen drei Kreise die Trinität dar: Der unterste den Heiligen Geist, der Mittlere Christus und der höchste Gottvater. Ganz oben (hier zu sehen) sind die goldenen Bauten des Neuen Jerusalem versammelt, in einem typischen Hetland-Stil. Es sind ineinander verschobene Bauten mit Kuppeln, ohne Stadtmauern, Gotteslamm oder Engel. Die Stadt ist durch einen Lichtkreis hervorgehoben, die Architektur setzt sich links und rechts fort, was durch den tiefvioletten Farbton kaum zu erkennen ist. Die gesamte Stadt ist in einen Goldton getaucht, allein weiße Aussparungen markieren Fenster oder Türen. Typisch ist auch, dass das Neue Jerusalem über den Träger hinweg zwei Fensterbahnen vereint. So oder ähnlich werden wir es noch öfters sehen. Die Konzeption war in den USA vor allem deshalb so erfolgreich, weil seit vielen Jahrzehnten die Adventisten die Stadt Jerusalem ähnlich präsentierten, siehe etwa zunächst die zahlreichen Arbeiten von Ludwig Conradi, dann die Werke von Clyde N. Provonsha oder, etwas moderner, von Lars Justinen.
Hiram M. Drache: Trinity Lutheran Church, the first 125 years, 1882-2007, (Moorhead, 2007).
Der Narthex der First Lutheran’s Church in Fergus Falls, ebenfalls in Minnesota, wurde 1990 mit Buntglasfenstern ausgestattet. Diese wurden von David Hetland entworfen und vom Lightbenders Glass Studio in Fargo (ND) hergestellt. Es hat den Titel „The Great Commission“ und befindet sich an der östlichen Seite der Kirche. Die Stadt wurde hier in drei Zwickeln neogotischer Pfeiler gesetzt. Ihre Architektur ist vergleichbar mit der Trinity Lutheran Church in Moorhead, aber ausdifferenzierter, da der Künstler hier noch mehr Glasscheiben verwendet hat.
Für die Trinity Lutheran Church in Jamestown (North Dakota) gestalte Hetland 1996 sieben Fenster. Ausgeführt wurden die Arbeiten von der Manufaktur Michael Orchard in Fargo. Das letzte der Fenster besitzt die Inschrift: „Let everyone who is thirsty come“ und zeigt folgerichtig auch den Ort, an den man eingeladen ist. Ganz oben hat Hetland einig Bauten des Neuen Jerusalem eingefügt, die sich trichterförmig nach oben ausbreiten. Sie wurde über eine runde Darstellung des Lebensbaums mit seinen Früchten gesetzt, die der Künstler mit der Dornenkrone umzogen hat. Die alte, vergehende Welt und ihre Städte sind übrigens links und rechts unten zu finden, wo es merklich dunkler als oben ist. Die Dornenkrone ist somit im Schnittpunkt dieser Welten.
Die First Presbyterian Church in Ely (Minnesota) besitzt ein dreiteiliges Glasfenster von David Hetland, welches im August 2002 in Fargo bei der Firma Classic Glas entstanden ist. Wegen der prominenten Darstellung der Taube für den Heiligen Geist wird es gelegentlich auch als „Taubenfenster“ bezeichnet. Diese ist von einem Kreis umgeben, das mit Bauten der Stadt angefüllt ist, im typischen Hetland-Stil. Das Fenster ist außerordentlich beliebt und wurde Anfang des 21. Jahrtausend im Internet gerne zur Illustration religiöser Seiten verwendet. Es ist Teil einer Konzeption von insgesamt sechs Fenstern, die den Titel „Beside Still Waters“ trägt.
2006 wurde das Fenster „Christi Himmelfahrt“ geschaffen, mit einer Architektur Jerusalems. Es ist eine der letzten Arbeiten Hetlands, die in seiner Werkstatt vollendet werden konnte. Es ist hinsichtlich des Neuen Jerusalem vielleicht seine ausgereifteste Arbeit. Das Fenster befindet sich in der First Lutheran Church in Cumberland (Wisconsin). Das Bild ist glücklicherweise nicht durch Streben, Bleiruten oder Träger zerteilt. Christus ist mit segnender Geste ins Zentrum gerückt, sein Kopf befindet sich innerhalb der Stadt und ist von goldenen Häusern umgeben. Von seiner rechten Hand geht ein violetter Bogen aus, der schwungvoll nach unten führt. Dort steht Christus auf einer Erdkugel, und man könnte denken, dass hier die zwölf Tore eingefügt wurden. Nach Auskunft Hetlands sind aber dort keineswegs die Tore Jerusalems dargestellt, sondern Bauten der alten, vergehenden Schöpfung. Von ihr führt der Lebensweg als Bahn in das obere Jerusalem.
2005 schuf David Hetland dieses abschließende von zehn Fenstern für die St Paul’s Lutheran Church (Wisconsin). Um das apokalyptische Lamm erscheinen Häuser der Gottesstadt, umrahmt von dem Spruchband: „Salvation belongs to God, and to the lamb“, nach der Johannesoffenbarung Kap. 7, Vers 10.
Zum Künstler:
David J. Hetland ist 1947 geboren worden. Er studierte am Concordia College in Moorhead (Minnesota) u.a. bei dem Maler Cyrus M. Running (1913-1976). Mit diesem College blieb er zeitlebens eng verbunden. 1965 begann er mit der jährlichen Gestaltung der Bühnenbilder für das „Concordia Christmas Concert“, das großen Anklang fand. 1969 konnte er sein Studium abschließen und arbeitete seitdem selbständig. Von 1974 bis 1982 war Hetland außerdem Direktor des Büros für Kommunikation des Concordia College und seit 1982 Direktor für Sonderprojekte. Nachdem er die letzten acht Jahre seines Lebens mit lebensbedrohlichen Krankheiten zu kämpfen hatte, starb er am Ostersonntag am 16. April 2006.
Hetland schuf vor allem Buntglasfenster, aber auch Altäre, Kanzeln, Mosaike, Banner und Kreuze für zahlreiche Kirchen in North Dakota und Minnesota. 1980 entwarf er das Medaillon des Präsidenten der Concordia und 1981 ein Mosaikwandbild für die Bibliothek. Im Jahr 2000 erhielt er den Concordia Alumni Achievement Award, die höchste Auszeichnung für Ehemalige, und 1994 verlieh ihm das College die Ehrendoktorwürde der Schönen Künste.