Christof Grüger (1926-2014): Betonglasfenster in St. Marien in Buttstädt (1968)

1966 wurde der Grundstein zur römisch-katholischen Kirche St. Marien in Buttstädt bei Weimar (Thüringen) gelegt. Es ist eine Kirche am Ortsrand ohne Kirchturm, die wie ein Wohnhaus aussieht, da die DDR damals prägnante Kirchen im Stadt- oder Ortsbild nicht zuließ – Kirchenbau wurde nicht gefördert, lediglich geduldet, vgl. den Fall in Mieste. Da in der DDR sich die katholische Kirche in Thüringen in der Diaspora befand, war es ihr wichtig, dennoch ein sichtbares Zeichen nach außen zu setzen. Man wählte für den Bau kräftige Buntglassteine, die vor allem abends und nachts in die Umgebung leuchteten. Die Farben blau und rot sind die Farben Mariens. Gleichzeitig symbolisieren diese „leuchtenden Steine“ das Edelstein-Fundament des Himmlischen Jerusalem. Die blauen Steine bilden zwei horizontale Bögen; der eine ist nach oben, der andere nach unten geöffnet. Dazwischen liegt ein Meer von roten, orangen, gelben und rosafarbenen Steinen, die an den vier Seiten nach außen buchten, wie Arme oder Türme, die sich seitlich strecken. Die Verglasungen in Sichtbeton sind 1968, also zwei Jahre nach Baufertigstellung, ausgeführt worden. Verantwortlich war der 1926 im schlesischen Namslau geborene Christof Grüger (1926-2014) aus Schönebeck. In der DDR war er vielleicht der bedeutendste Glaskünstler, der für evangelische wie katholische Sakralbauten gleichermaßen tätig war. Kurz zuvor, 1966, hatte er eine ähnliche Konzeption für die Kirche zum Vaterhaus in Berlin-Trepow ausgeführt. Grüger beschrieb das Fenster in Büttstädt später kurz und knapp: „Rechts vom Altar das Himmlische Jerusalem als Vollendung des Reiches Gottes, eine aus juwelenhaften Farben kreuzförmig raumgreifende Architektur, blauen Himmelsbogen und Erdkreis verbindend“.

Ruth Pape: Der Glasgestalter Christof Grüger, in: Bildende Kunst, 33, 7, 1985, S. 316-316a.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).

 

tags: Thüringen, Beton, Christof Grüger
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