Pieter Herman Gerrit Cornelis Kok (1919-1981): Kirchenfenster in Wildervank-Veendam (1966)

Pieter Herman Gerrit Cornelis Kok (1919-1981, kurz: Piet Kok) hat über einen längeren Zeitraum hinweg zehn Fenster für die evangelisch-lutherische Gemeinde von Wildervank-Veendam bei Groningen anfertigen durfte. Der Kirchenraum hatte bereits Buntglasfenster im Altarbereich, doch der Kirchensekretär H. Broeklander wünschte sich eine Ergänzung. Broeklander übernahm auch einen Großteil der Finanzierung und hielt den Kontakt zu dem Künstler. Dieser war Maler und evangelisch-lutherischer Gemeindepfarrer. Als solcher war er mit den theologischen Inhalten bestens vertraut und diskutierte sie bei vielen Besuchen mit der Gemeinde über einen Zeitraum von 1950 bis 1966. In dieser Zeitspanne sind alle zehn Fenster entstanden, angefertigt von der Schwesternschaft Tabitha 1965, eingebaut 1966. Damit endete auch die künstlerische Aktivität von Kok, der jetzt an der in Utrecht promovierte und später von 1968 bis 1975 Präsident der Lutherischen Synode war.

Das zehnte Fenster, rechts am Eingang neben der Orgel, zeigt im oberen Bereich das Neue Jerusalem, über das das stehende Gotteslamm in eine goldenen Gloriole gesetzt ist. Die Stadt darunter erscheint als Quadrat, möglicherweise sogar als Kubus, denn die Engel im Vordergrund verdecken einen Teil der roten Mauern, die sich möglicherweise noch weiter nach unten ziehen. Ganz unten, am Rücken der Johannesfigur, erscheinen leuchtende Farbscheiben des Edelsteinfundaments. Auf der vorderen Stadtmauer erscheinen etwa mittig und rechts weiße rechteckige Blöcke – dies jedoch sind noch nicht die Eingänge in die Stadt. Die Eingänge sieht man als hellblaue Bögen direkt hinter den drei stehenden Engelsfiguren, die den größten Teil der Stadt verdecken. Engel erscheinen übrigens auf den anderen Fenstern dieser Kirche; sie sind das verbindende Element dieser Serie von Glasfenstern. Eigenartiger Weise erscheinen diese hellblauen Bögen nochmals weiter oben auf der Mauerkrone der Stadt – möglicherweise sind dies die Perlen der Stadt. Von der Mauerkrone aus schiebt sich ein pyramidales Dach aus orangefarbenen Lichtstrahlen nach oben, auf dessen Spitze das erwähnte Lamm angebracht ist.

Hervorgehoben sind vorne links Johannes der Seher und ihm gegenüber rechts ein Engel mit einem Maßstab. Während der Engel steht, hat sich Johannes niedergekniet, um seinen Respekt vor der Erscheinung zum Ausdruck zu bringen. Pieter Herman Gerrit Cornelis Kok hat in sein Fenster noch eine kompositorische Besonderheit eingebaut: Links und rechts verlaufen seitlich zwei dunkelblaue Farbbänder nach hinten und lenken dadurch den Blick auf die Stadt. Im Hintergrund erscheinen auch zwei hellblaue Bänder, die durch Bögen und Schwingungen die Strenge der Geometrie etwas abmildern.

J. F. Hansson: Pieter en Dirkje Kok. Dienaren van kerk en kunst, in: Documentatieblad lutherse kerkgeschiedenis, 14, 1994, S. 26-49.

tags: Niederlande, Kubus, Provinz Groningen
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