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Matthäus Bayer (1911-1990): Schmuckkreuze und Monstranz (um 1965)

 

„Himmlisches Jerusalem“ ist eine Holzschnitzerei, welche sich an mittelalterliche Formen anlehnt. Das 3,5 x 3,5 Meter große Kreuz ist das zentrale Schmuckstück der römisch-katholischen Kirche St. Pius X. in Mühldorf am Inn (Oberbayern). Entworfen und geschnitzt wurde es um 1965 durch den Künstler Matthäus Bayer (1911-1990), einem Lehrer an der einstigen Münchner Luisenschule, der dort in der Tradition des Bauhauses unterrichtete. Ähnlich wie Sepp Hürten orientierte sich Bayer an den Formen der Romanik, ohne aber konkrete romaische Kunstwerke zu kopieren.

 

Im Zuge dieser zentralen Arbeit des Künstlers entstanden mehrere Amulette und Broschen aus Bronze in ähnlicher Gestaltung: Grundform ist das lateinische Kreuz. Von den vier Armen geht ein Bogen um das Objekt, der mit runden Gravuren besetzt ist – es deutet auf die Perlen der heiligen Stadt. Dieser Rundbogen ist auch so etwas wie eine Ummauerung oder Einfriedung der Stadt. An den vier Enden der Arme befinden sich größere Kerben. Damit wird an die zwölf Tore der Stadt erinnert. Im Zentrum des Kreuzes befindet sich, wie im Himmlischen Jerusalem, das Lamm Gottes, welches mit dem Kopf zurück blickt.
Wie auch bei anderen Werken der 1960er Jahre gelingt es Matthäus Bayer, mit einfachen Formen etwas Archaisches auszudrücken. Sofort spürt der Betrachter etwas von der religiösen Kraft, ohne dass herkömmliche Bildsymbolik übermäßig strapaziert wird.

 

Auch als Monstranz wurde das Motiv um 1965 von Bayer einmal gestaltet, wie bei diesem Beispiel aus dem Kloster St. Klara in Maria Vesperbild in der Gemeinde Ziemetshausen des Landkreises Günzburg. Der gesamte Altarumbau aus Bronze thematisiert bereits das Neue Jerusalem: Links und rechts finden sich die vierundzwanzig Ältesten, unten, wo der eigentliche Tabernakel ist, hat Bayer zwölf Halbedelsteine angebracht. Über den Tabernakel können verschiedene Monstranzen eingesetzt werden. Die Hostie in der Mitte erinnert hier im Kontext des Neuen Jerusalem auch an eine der Perlen am Eingang der Stadt: so wie man durch diese in den Heilsort gelangt, so erfährt der gläubige Katholik das Göttliche in der Eucharistie.

 Hans Kiessling: Matthäus Bayer, in: Begegnung mit Bildhauern, St. Ottilien 1982, S. 50-55.

 

tags: Matthäus Bayer, Holz, Schmuck, Oberbayern, Monstranz, Bronze, Neoromanik
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