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Helmut Nitzsche (1914-2002): Mosaikfenster aus Mater Dolorosa in Berlin-Lankwitz (1986)

Im Kriegsjahr 1943 wurde die römisch-katholische Pfarrkirche Mater Dolorosa in Berlin-Lankwitz schwer zerstört, auch die Glasfenster im Chorbereich gingen verloren. Bis zu einem Umbau 1983/84 blieben die toten Fensterlaibungen im Chor verdeckt, erst jetzt stellte sich die Frage, was man als Motiv wählen sollte – was sich ursprünglich hier befand, ist nicht bekannt. Die drei heutigen Mosaikfenster aus der stellen das Himmlische Jerusalem aus Sicht des Künstlers Helmut Nitzsche (1914-2002) aus Schwarzenfels/Rhön dar, der viele Jahre in Berlin verbracht hat. Erst die drei Fenster ergeben in der Gesamtschau das Neue Jerusalem: der untere, rote Bereich stellt das Edelsteinfundament dar, vielleicht ein Rubin oder Amethyst. Darüber erheben sich in jedem der Fenster vier Tore, zusammen also zwölf. Da der Künstler die Bibel kaum kannte, hatte der damalige örtliche Pfarrer, Michael Schlede, ihm ein Buch der Offenbarung geschenkt, um ihn damit zu motivieren, sich etwas mit der gestellten Aufgabe zu beschäftigen. Zur künstlerischen Lösung war Nitzsche schließlich „nach langem Meditieren“, wie er mitteilte, gekommen: „Ich begab mich in Klausur. Rückzug – Einsamkeit? Konzentration – Meditation. Vor mir: Bildreproduktionen der Johannesoffenbarung. Warten. Stunden, Tage, Wochen. Dann beginnt es. Wie von selbst wird aus einem leeren Blatt ein fertiger Entwurf. Die Vorbereitung und Einkehr: 30 Tage. Der Entwurf: 30 Minuten. Selbstverständlich kommen dann noch Zwischenschritte und Rücksprachen mit der Gemeinde. Aber schon da weiß man, wie das Ergebnis in der Kirche aussehen wird“. Die Chorfenster wurden dann 1986 eingebaut. Da die drei Fenster gleichmäßig nach einer Seite ausgerichtet sind, erscheinen sie dem Betrachter im Kirchenschiff selbst wie Tore des Neuen Jerusalem und vermitteln den Besuchern eine Raumillusion, als wäre man bereits in der himmlischen Stadt.

 Lorenz Weinrich: Pfarrkirche und Gemeinde Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz 1912-1987, Berlin 1987.
Markus Bautsch: Pfarrkirche Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz, Berlin 2011.
Kirchenfenster und Glasarbeiten, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 6).

 

tags: Bundesland Berlin, Chor
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