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Josef Franke (1921-2006): Schmuckplastik in St. Katharina in Auetal-Rehren (1996)

Für die römisch-katholische Kirche St. Katharina in Auetal-Rehren bei Schaumburg in Niedersachsen wurde im Zuge einer Verschönerung Mitte der 1990er Jahre eine ungewöhnliche Schmuckplastik entworfen. Es handelt sich um ein Emblem des Himmlischen Jerusalem, welches seinen Platz gegenüber der Gemeinde an der Wand hat, etwa drei Meter über dem Altar.

In der Mitte befindet sich das Christuslamm mit der Siegesfahne, umgeben von einem Kranz aus vergoldeten, spitzen Dornen, die auch an Lichtstrahlen erinnern. Um diesen Kreis sind die zwölf offenen Tore gelegt. Sie sind aus Obernkirchener Sandsteinfragmenten zusammengesetzt. In ihrer schlichten Art und rauen Oberflächenbehandlung haben sie etwas Archaisches. Sie lassen weniger an eine Königsstadt als vielmehr an eine Festung oder an einen Grabeingang denken. Gleichzeitig geht von dem Kunstwerk eine große Suggestivkraft aus, die kaum einem Kirchenbesucher entgeht. Das liegt auch daran, dass die Tore offen gehalten sind, etwas von der dahinter liegenden Wand zeigen und wie zu schweben scheinen, sich auch gegenseitig kaum berühren.

Das Kunstwerk stammt von dem Bildhauer Josef, genannt Jupp, Franke (1921-2006) aus der Bergstadt Obernkirchen. So ist es übrigens auch auf einem Stein unten vorne, zwischen zwei Toren, verzeichnet, wo man das Künstlersignet von Franke finden kann. Bereits im Alter von 15 Jahren besuchte er eine Fachschule für Bildhauer in Bad Warmbrunn. 1941 zog er in den Krieg, und da Franke ausgebildeter Segelflieger war, kam er als Bordfunker in ein Transportgeschwader in den Kaukasus. In Österreich geriet er in Gefangenschaft und wurde von dort an die Russen ausgeliefert, die ihn in ein Lager in den Kaukasus zurückbrachten. Seine beruflichen Talente trugen dazu bei, dass er in der Gefangenschaft gut behandelt und schon 1946 wieder entlassen wurde. Nach der Eheschließung 1962 wagte der Bildhauer den Weg in die Selbständigkeit. Er nahm viele Auftragsarbeiten an, vor allem von Kirchengemeinden. Seine Figuren, Wandgestaltungen und Krippen sind daher in ganz Norddeutschland zu finden. Josef Franke war ein gläubiger Katholik und drückte das auch in seinen Arbeiten aus. Der Obernkirchener Kolpingfamilie gehörte er mehr als fünfzig Jahre an und wirkte einige Zeit auch in ihrem Vorstand mit.

Klaus-Dieter Scheithauer: Werden – Sein – Vergehen – Hoffnung. Augenblicke meines Lebens, Obernkirchen 2006.
Claus Bernet: Liturgica und Kirchenschmuck, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 12).

 

tags: Schmuck, Plastik, Sandstein, Tore, Niedersachsen
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