Das Motiv „Himmlisches Jerusalem“ wurde von Max Faller mehrfach künstlerisch bearbeitet. Er erfand seine eigene Darstellungsweise, die er auch als „Hagia Sion“ (griechisch „Heiliger Berg Zion“) bezeichnete. Nach Auskunft des Künstlers kam ihm die Idee dazu auf einer Studienreise nach Jerusalem: Aus einer siebenarmigen Menora erwächst die heilige Stadt. Von dieser stehen drei Tore auf der Menora, die von einer großen Kuppel mit einem lateinischen Kreuz überzogen sind. Zu beiden Seiten der Stadt und Menora findet man Weintrauben und Getreideähren als Hinweis auf das Abendmahl. Diese einfache wie geniale Darstellungsweise wurde so beliebt, dass der Künstler ab etwa 1985/1988 das Motiv auch als Plakettenserie in der Größe 70 x 70 Zentimeter verkaufte. 1997 fand es bei der Gestaltung des Grabmals des Landpfarrers Alois Zenner (1923-1997) Verwendung. Der römisch-katholische Priester hatte sich zuvor dieses Motiv bei Faller persönlich ausgesucht. Die Plakette auf dem Friedhof von Eisenhofen (Oberbayern) ist seitdem Wind und Wetter ausgesetzt, die darunter gesetzte Namenstafel teilweise vom Bewuchs überwuchert.
Besser erhalten hat sich ein anderes Beispiel. Es handelt sich um das Bronzerelief an der Tür der Kirche St. Peter und Paul in Oberroth (Oberbayern), wo es 2004 angebracht wurde. Die Kirche war lange Zeit einsturzgefährdet und wurde über dreißig Jahre sorgfältig wiederhergestellt. In diesem Zusammenhang wurden auch die Kirchentüren neu gestaltet. St. Peter und Paul ist die römisch-katholische Pfarrkirche von Oberroth bei Dachau, wo dieses Zeichen jüdisch-christlicher Erlösungshoffnung ganz bewusst angebracht wurde. Das Motiv wurde von dem Gymnasiallehrer und Pfarrer Werner Kellermann bis 2003 mit dem Künstler intensiv besprochen und dann 2004 ausgeführt. Gerade in Dachau sah man sich in einer besonderen Verpflichtung, auf die jüdischen Vorläufer der christlichen Hoffnung hinzuweisen.
Im Jahr 2008 wurde das Bildmotiv in verkleinerter Form als Applikation auf das Evangeliar für das Dormitio-Kloster Sion (Jerusalem) gesetzt.
Heimatbuch des Landkreises und der Stadt Dachau, München 1971.
Maria Ottl: Bibeltheologische Hinführung zu Werken des Bildhauers Max Faller, in: Paul Imhof: Christus erleben, St. Ottilien 1992, S. 241-243 (Grundkurs Ignatianische Spiritualität mit Werken von Max Faller, 2).
Zum Künstler:
Max Faller wurde am 7. Juli 1927 in Neuburg an der Donau geboren. Er studierte ab 1947 an der Akademie der Bildenden Künste in München, wo er Meisterschüler des Bildhauers Josef Henselmann (1898-1987) wurde. Seit 1954 arbeitete er freischaffend. Die Arbeiten Fallers befassen sich ausschließlich mit religiösen Themen, zahlreiche römisch-katholische Kirchen und Kapellen, überwiegend im Bistum München-Freising wurden von ihm ausgestattet. Zu seinem Schaffen zählen so unterschiedliche Arbeiten wie Wallfahrtssäule, Brunnen, Bischofsringe, Altare, Ambos, Tabernakel, Türflügel, Kreuzwege, Kirchensitzbänke und Leuchter. Über Fallers Leben und sein Werk hat die Ordenschwester Elija Boßler vom Karmelitinnenkloster Dachau ein reich bebildertes, dreibändiges Werk geschrieben, das bislang nicht veröffentlicht ist. 2002 erhielt Faller für sein Schaffen die Komtur mit Stern des Päpstlichen Silvesterordens. Am 4. August 2012 ist der Künstler in München verstorben.