Hans Rucker (1931-2011): St. Marien in Katzwang (1981)

Der mittelalterliche Ort Katzwang gehört heute zu Nürnberg. Da das Dorf zur Reformation übertrat, wurde erst zwischen 1967 und 1973 eine katholische Kirche errichtet. Der moderne Bau erhielt den Namen St. Marien. Nach und nach wurde der nüchterne Zweckbau mit Kunstwerken ausgestattet. 1981 kam ein Jerusalemsleuchter aus Bronze hinzu. Geschaffen wurde er von dem Bildhauer Hans Rucker (1931-2011): „Man feierte damals ein Vierteljahrhundert-Jubiläum. Als ich den Auftrag für die Beleuchtung erhielt, habe ich mir die Leuchter in Hildesheim angesehen. Dass heißt, ich kannte sie schon zuvor, aber jetzt habe ich sie im Original studiert. Es galt, die vertraute mittelalterliche Gestalt in eine passende Form zu übertragen, die zu dem Ort passte. Es bot sich das Sechseck an, weil man auf ein Sechseck zwölf Türme oder etwas anderes in rhythmischen Abständen setzen kann. (…) Es dauerte, bis man die ideale Position gefunden hatte. Der Raum hat ja eine erstaunliche Höhe. Es gab auch Überlegungen, den Leuchter woanders aufzuhängen: näher zum Eingangsbereich, oder in der Mitte der Kirche. Wir haben vor Ort experimentiert und schließlich einen Kompromiss zwischen Licht und liturgischen Überlegungen finden können“. Rucker gestaltete also ein Hexagon mit zwölf Tortürmen, auf denen jeweils ein Engel wacht. Dabei wurde je ein Turm in die sechs Ecken des Leuchters gesetzt, und jeweils ein Turm an die Mitte der sechs Reifbänder (vgl. den Jerusalemsleuchter in Vreden). Die Oberfläche des Bandes wurde nicht geglättet, so dass aus Entfernung der Eindruck einer steinernen Mauer erzeugt wird. Dazwischen wurde mittels leichter Kerben eine Bebauung angedeutet. Zwischen den Türmen sind an der Außenseite der Mauer die Namen der Apostel eingraviert.

Georg Lohner: Fünfundzwanzig Jahre Pfarrei Sankt Marien Katzwang, Nürnberg 1981.
Georg Stolz: Evang.-Luth. Pfarrkirche St. Maria in Katzwang, München 1984 (Große Baudenkmäler, 359).

 

Zum Künstler:

Hans Rucker wurde 1931 in Marktleugast bei Kulmbach geboren. Zunächst machte er nach dem Zweiten Weltkrieg eine Ausbildung zum Holzbildhauer in Berchtesgaden, anschließend studierte Rucker von 1950 bis 1957 Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München. Dort war er Meisterschüler bei dem Bildhauer Josef Henselmann (1898-1987). Nach dem Studium arbeitete er freischaffend in München und konzentrierte sich auf Arbeiten in Holz und Stein, später auch Bronze, Marmor und Stahl. Rucker war in den 1960er Jahren ein gefeierter Künstler. Damals erhielt er den Antonioni-Preis für Plastik (1963), den Bayerischen Staatsförderpreis für Bildhauerei (1965) und ein Stipendium an die Villa Massimo in Rom (1966/67).
Die meisten Arbeiten des Künstlers erfolgten für den öffentlichen Raum. Der Leuchter von 1981 gehört zu seinem Spätwerk; weitere bedeutende Werke sind:
-Brunnen in München, Alexandrastraße (1966)
-Zwei Marmorstelen am Technischen Ämtergebäude Bayreuth (1976)
-Stadtbrunnen auf dem Marktplatz in Lauf an der Pegnitz (1997).

 

tags: Leuchter, Moderne, Mittelfranken, Nürnberg, Hans Rucker
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