Das griechisch-orthodoxe Kloster zur Heiligen Jungfrau Platitera (Platytera, griech. Πλατυτέρα) auf der Insel Korfu besitzt eine exquisite Bibliothek und erlesene Kunstsammlung. In dieser Sammlung findet man auch eine Weltgerichtsikone des kretischen Malers Georgos Klondzas. Er ist, neben Emmanuel Lombardos und Emmanuel Tzanes, der führende Vertreter der kretischen Malerschule, die unter der venezianischen Herrschaft über Kreta vom 15. bis zum 17. Jahrhundert die byzantinische Kunst zu einer einzigartigen Spätblüte brachte. Vor allem nach dem Fall von Konstantinopel war die kretischen Malerschule die zentrale Kraft in der griechischen Malerei vom 15. bis 18. Jahrhundert (siehe die Ikone aus Kloster Préveli, um 1750).
Auf der Gerichtsikone sind 14 Bildtafeln um ein mittiges Gemälde gesetzt, auf dem Gott als Richter thront. Westkirchliche Einflüsse der Konzeption „Vitam Aeternam“ sind unverkennbar, etwa von Johann Sadeler I, Hans Bol oder Pieter van der Heyden. Das gilt insbesondere auch für die fünfte, links gesetzte Tafel mit dem Himmlischen Jerusalem. Zwölf Tore sollen ein Quadrat umfassen, wobei der Künstler Schwierigkeiten mit der Perspektive hat, so bei der Linienführung des Quadrats oder der Anordnung der Tore. In jedem dieser Tore wacht eine Figur. Vorne sind die zwölf Edelsteine als Fundament der Stadt zu erkennen, von denen man an einer Seite eigentlich nur drei erwarten dürfte. Über der Stadt schwebt Gottvater, darunter die Taube als Symbol für den Heiligen Geist und nochmals darunter das Lamm für Christus. Um das Lamm sind Baumreihen gesetzt, welche die Straßen säumen. Dazwischen befinden sich feuerrote Stadtquartiere mit giebel- und traufständigen Wohnbauten. Die Stadtdarstellung, wie überhaupt die gesamte Ikone, ist überwiegend in Rot- und Goldtönen gehalten.
From Byzantium to El Greco. Byzantine Museum of Arts, Athens 1987.
Θύμης Κώστας: Η ιερά μονή Υπεραγίας Θεοτόκου Πλατυτέρας Κέρκυρας, Κέρκυρα 2002.
Beitragsbild: ВФП, Страшный Суд Георгий Клондзас, CC BY-SA 4.0