In der französischen Provence sind nur wenige Kirchenbauten zu finden, die einmal das Neue Jerusalem zur Darstellung bringen. Eine Ausnahme ist die römisch-katholische Kirche Saint-Nicolas in Jonquières bei Orange. Man findet dort ein Buntglasfenster mit mehreren Mariensymbolen aus der Lauretanischen Litanei. Erfreulicherweise ist das Fenster datiert, ganz oben wurde die Zahl 1859 eingesetzt. Die Arbeit mutet erstaunlich modern an, sie hätte ebenso gut 1960 oder 1970 ausgeführt werden können. Der Ausschnitt mit der Pforte ist auf dem fünften Fenster östlich der Nordvierung in der (von unten gezählten) zweiten Reihe links zu finden. Um das Tondo ist auf blauem Hintergrund in Latein geschrieben: Janua Coeli (zu Deutsch: Himmelspforte). Im Tondo befindet sich eine stilisierte Pforte mit zwei roten Säulen. Dazwischen befinden sich acht verschieden große gelbe Buntglasscheiben: es scheint, als wäre diese Pforte halb geöffnet und lässt etwas vom Gold der heiligen Stadt nach außen schimmern. Es handelt sich bei der ungewöhnlichen Arbeit um ein Werk von Théodore-Cyrille Deligny (1808-1887). Dieser war von 1834 bis 1861 Pfarrer in Jonquières. Es war damals nicht ungewöhnlich, dass in kleineren Gemeinden auch Pastoren, je nach Talent und Engagement, künstlerische Entwürfe übernahmen. Théodore-Cyrille Deligny hat sich umfassend mit Kunst auseinander gesetzt und im Laufe seines Lebens zahlreiche Buntglasfenster entworfen.

 Jean-Pierre Blin: Un maître du vitrail au xixe siècle: l’abbé Deligny (1808-1877), in: Le vitrail en Picardie et dans le nord de la France aux xixe et xxe siècles (actes du colloque, Amiens, 25 mars 1994), Amiens,‎ 1994, S. 115-120.
Philippe Bonnet-Laborderie, Jean-Marie Caudron: Les vitraux de l’abbé Deligny. Un précurseur de l’art nouveau, un curé du diocèse de Beauvais au xixe siècle, in: Bulletin du G.E.M.O.B., 119-120,‎ 2004, S. 2-3, 28-29, 36, 48-69.

Beitragsbild:  Pierre Poschadel, Jonquières (60), église Saint-Nicolas, verrière n° 5, CC BY-SA 4.0