
Ein Video erklärt das Buch der Offenbarung in Illustrationen. Der besondere Reiz dabei ist, dass der Zuschauer dabei verfolgen kann, wie die Zeichnungen Strich für Strich, Buchstabe für Buchstabe entstehen. Dieses Vorgehen erhöht die Aufmerksamkeit, da das Gehirn sich Inhalte, die akustisch und visuell synchron vermittelt werden, besser merken kann.
Es handelt sich dabei um das BibleProject, welches selbstverständlich in den USA entstanden ist, heute aber ein Team von über hundert Grafikern, Designern, Übersetzern usw. aus vielen Ländern und Ethnien der Welt vereint. 2020 wurde dieses Video durch die christliche Medienagentur visiomedia auch ins Deutsche übertragen.
Das BibleProject ist eine Organisation, die nach eigener Auskunft „kostenlose Bibelvideos, Blogs, und weiteres Begleitmaterial produziert, um die biblische Geschichte für jeden überall zugänglich zu machen“. Damit steht die Organisation in einer jahrhundertealten Tradition, die im Pietismus seinen Ursprung nahm. Im Laufe der letzten Jahre hat die Organisation in mehreren Kurzfilmen alle Bücher der Heiligen Schrift vorgestellt. Als letztes wurde 2017 die Offenbarung des Johannes veröffentlicht, auf der hauseigenen Seite, aber auch auf Youtube und anderen Plattformen. Die dabei geleistete Arbeit kann man kaum überschätzen, weil alle Angaben und Zitate korrekt sein müssen, da es im christlichen Bereich zahlreiche Besserwisser gibt, die sich durch das Monieren kleinster Fehler hervortun, ohne selbst etwas Positives zu leisten.
Das erste Mal erscheint das Neue Jerusalem zu Kapitel 14, wo der Fall Babylons verkündet wird. Links sehen wir ein offenes Stadttor, rechts lässt die Mauer genug Fläche frei für die Beschriftung „The New Jerusalem“. Freudige Menschen schwenken ihre Arme nach oben, einer schwenkt sogar seine Märtyrerkrone. Die schrägen Mauern passen gut zu der Musik, die durch Noten und Menschen mit Musikinstrumenten angedeutet ist. Zentrum der Stadt ist das Lamm, hier mit klaffender Wunde und mit einer Krone dargestellt, die etwas an die Tiara erinnert.
Obwohl schon diese erste Zeichnung mit vielen Details aufwartet, wird sie von der abschließenden Grafik zu Kapitel 21 und 22 nochmals übertroffen. Die Stadt hat gewisse Ähnlichkeiten mit der Illustration: wieder ist der Aufbau pyramidal, und das Lamm ist ebenfalls zu finden. Auch Gott selbst hat auf einen Thron Platz genommen, zwar in menschlicher Gestalt, jedoch ohne Gesicht. Darunter hat eine Seite der Stadt vier Tore, die Stadt hätte insgesamt also sechzehn Zugänge. Vielfalt herrscht vor allem auf der Paradieswiese vor der Stadt. Hier findet man einen Radfahrer, Menschen liegen einfach in der Sonne oder feiern an einer Tafel, ein weiterer mal sogar mit seiner Staffelei im Freien. Hier findet man, neben denen in Jerusalem, weitere Bauten, die bestimmte Zeiten und Kulturen repräsentieren: mesopotamische Bauten, einen antiken Tempel, eine asiatische Pagode und schließlich Big Ben als Vertreter unserer westlichen Moderne.
Das Besondere dieser beiden Grafiken ist der altertümliche Retro-Stil, der das gesamte Projekt durchzieht. Die Zeichnungen sehen aus wie in den 1950er Jahren entstanden, auch die Schrifttypen sind bewusst altertümlich gehalten. Selbst die Oberfläche täuscht gelbliches, grobfaseriges Büttenpapier vor.
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