
Altarmosaik und Malerei in der Karmeliterklosterkirche von Snagov (2015) und der Nuntiatur in Ljubljana (2016)
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Claus Bernet
- August 28, 2022
Snagov ist eine Gemeinde mit circa siebentausend Einwohnern und Einwohnerinnen etwa vierzig Kilometer nördlich der rumänischen Hauptstadt Bukarest. Dort befindet sich die neu erbaute römisch-katholische Klosterkirche „Zur gesegneten Jungfrau Maria vom Berg Karmel“, die von April bis Mai im Jahr 2015 mit einem Mosaik ausgestattet wurde. Ausgeführt wurden die Arbeiten durch das Centro Aletti aus Rom unter Leitung von Pater Marko I. Rupnik. Rupnik (geb. 1954) aus Slowenien, der zuvor Kunst an der Päpstlichen Akademie der Schönen Künste und ab Theologie an der Gregoriana-Lehrstätte studiert hat, verbindet kunsthistorisches mit theologischem Wissen und hat ein ganz besonderes Interesse an apokalyptischen Themen, welches erstmals in der Kapelle zum Guten Hirten 2011 in Rom zur Darstellung kam. Seitdem hat Rupnik im Centro Aletti einige der wichtigsten Arbeiten zum Neuen Jerusalem entstehen lassen und hier einen Standard für das 21. Jahrhundert gesetzt. Das Studien- und Forschungszentrum „Ezio Aletti“ gliederte sich der Mission der Gesellschaft Jesu im Päpstlichen Orientalischen Institut an. Es hat seinen Sitz seit 1991 in Rom, in einem Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert, gestiftet von Anna Maria Gruenhut Bartoletti Aletti mit dem Wunsch, einen Raum für interkulturelle Begegnung und künstlerische Reflexion zu schaffen. Rupnik ist es gelungen, im Laufe der Jahre talentierte Architekten, Kunsthistoriker und vor allem vielversprechende Künstler und Künstlerinnen an das Institut anzubinden. Seit Gründung sind hier über zweihundertzwanzig Mosaike und Malereien geschaffen worden, für vornehmliche römisch-katholische Sakralbauten.
Das Mosaik samt der Miniaturmalerei von wenigen Zentimetern Größe befindet sich an der Frontseite des Altares zur Gemeinde hin. Es ist etwa 30 x 20 cm klein und wurde in ein silbern- und goldfarbenes Schmuckband eingearbeitet, welches den Altar an allen vier Seiten umläuft. Die rotbraun, graue und gelblich gehaltene Darstellung ist angelehnt an ältere Werke des Centro Alettis: Das Lamm Gottes mit menschlichen Augen und Gesichtszügen wird von einer ovalen Stadt umschlossen. Vorne wird die Stadtmauer vom Lebensfluss durchbrochen, welcher zu Fuß des Lammes entspringt. Im Hintergrund erheben sich ein halbes Dutzend Bauten, auch ein Fragment der Stadtmauer ist an der rechten Seite eingefügt, ein weiteres bildet links unten eine Bogen.
María Rodríguez Velasco: Tradición y modernidad en la obra de Marko Iván Rupnik. Implicaciones teológicas, estéticas e iconográficas de los mosaicos del Centro Aletti (Roma), Madrid 2013.
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Die Konzeption wurde vom Centro Aletti übrigens mehrfach verwendet und darf als so etwas wie ihr Markenzeichen gelten. Man findet es nicht nur als Mosaik, sondern auch als Malerei. Das ist der Fall in der Kapelle der päpstlichen Nuntiatur in Ljubljana, der slowenischen Hauptstadt. Für Slowenien ist es eines der ganz wenigen Beispiele für eine Darstellung des Neuen Jerusalem. Die Malerei wurde im Innenbereich 2016 von Mitarbeitern des Centro Aletti ausgestaltet. Im Januar wurde der Altar fertiggestellt, mit Mosaikbändern und vier Miniaturmalereien geschmückt. Die Malerei der Frontseite zeigt wieder den Thron, auf dem das Lamm mit dem Kreuz vor einem aufgeschlagenem Buch steht. Dieses Buch fehlt bei der Urfassung, es handelt sich um das Buch des Lebens. Der Lebensfluss findet sich direkt darunter und befruchtet die neue Schöpfung. Wie in der Karmeliterklosterkirche sieht man auch hier seitlich etwas von der Stadtmauer. Das Hauptaugenmerk sind aber die roten Wohnbauten, die den Thron von drei Seiten umschließen und die man bereits aus der Ferne erkennen kann. Auch diese Bauten sind teilweise schräg gesetzt. Einige Kuppeln liegen sogar schief auf und verleihen der Stadt etwas Bewegliches oder Beschwingtes, wie bei einem Tanz oder bei Musik.
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Beitragsbild: Centro Aletti