Michael Krawczuk (1931-2014): Apokalypse-Wettbewerb (2013)

Mittelalterliche Miniaturen aus Europa erfreuen sich in den USA großer Beliebtheit. So gab es im Jahre 2013 dort einen großen Apokalypse-Wettbewerb, den der Manager Thomas Parmelee Dupree aus Lexington finanzierte. Alle Teilnehmer sollten sich an mittelalterlichen Darstellungen orientieren und sogar mittelalterliche Techniken bei der Ausführung benutzen – digitale Hilfen waren dagegen ausgeschlossen. Man musste drei Arbeiten zu einem Triptychon einreichen, wobei die Themen aus drei Schlagwortlisten auszuwählen waren. Das Neue Jerusalem war das 16. Thema der dritten Liste. Warum der Veranstalter aus dem „Land of Freedom“ die künstlerische Freiheit derart einschränkte, wurde nicht erklärt. Der Wettbewerb hat die ohnehin schon hohe Apokalpyse-Bildproduktion in den USA zusätzlich angeheizt. Eine ganze Reihe von qualitativ unterschiedlichen Arbeiten wurde eingereicht, von denen manchmal selbst Fachleute nicht erkennen können, ob diese Werke 2013 oder etwa 1213 entstanden sind. Dabei war es aber untersagt, mittelalterliche Miniaturen im Ganzen zu kopieren – Fantasie war also in diesem Punkt plötzlich wieder gefragt. 2014 wurden die Werke in der Wiener Peterskirche in der Ausstellung „Imago“ gezeigt. Einige Jahre konnten gut dreißig ausgewählte Teilnahmsbeiträge, darunter Arbeiten von Rose Klassen, Katherine English, Joseph Thomas Filipiak oder Christi Marie Jentz auch im Internet gesehen werden, bis die Seite abgeschaltet wurde.
Michael Krawczuk (1931-2014) aus New Jersey wurde mit seinem Beitrag hervorgehoben als „Werk, dass den Geist der Romanik erfasst hätte, der christlichen Typologie entspräche und Jahrhundert alte Motive in dem Geist zusammen setzte, dem auch mittelalterliche Miniaturisten gefolgt seien“. Dennoch sei die Arbeit „ein moderner Beitrag aus tiefem christlichem Verständnis, womit die US-amerikanische Gesellschaft etwas gewinnen möge von der Kraft, die hinter den mittelalterlichen Werken steht“.
Auf dem letzten Triptychonbild mit einer Rahmung wie aus dem 13. Jahrhundert gewinnt der Betrachter einen Blick in das Neue Jerusalem. Drei Bauten, eines davon ein italienisch angehauchtes Baptisterium, markieren die Szenerie als Stadtlandschaft, durchzogen vom Lebensfluss und gerahmt von zwei Bäumen, dem alttestamentlichen Baum der Erkenntnis und dem neutestamentlichem Baum des Lebens. Im Hintergrund sind drei gemauerte Bögen der Stadtmauer zu erkennen, zwischen die Türme gesetzt sind. Das Lamm Gottes und der Thron wird kompositorisch geschickt durch die zwei Bauten rechts zu einer Dreiheit verbunden.

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tags: Imitation, USA, Wettbewerb, Beitrag, Triptychon, Baptisterium, Thron
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