
Um die 20.000 Grafiken hat J. C. Cards während seines reichhaltigen Schaffens entworfen, hunderte zeigen das Himmlische Jerusalem, wobei der Grundtypus immer wieder neu abgeändert ist: unterschiedliche Größen, anderer Lichteinfall, wechselnde Farben. 2010 entstand am PC die Grafik „New Jerusalem“. Zu sehen ist ein goldener Kubus mit einer geriffelten Oberflächenstruktur, die zahlreiche Quadrate entstehen lässt. An den zwei sichtbaren Seiten sind je drei rotfarbene Tore angeordnet, in Form niedriger Rundbögen. An der linken Seite erhebt sich eine silberne Figur, die laut Bildbeschreibung Christus darstellen soll, angelehnt an Cristo Redentor, die monumentale Christusstatue im Süden von Rio de Janeiro. Wahlweise gibt es auch Fassungen ohne diese Figur, zumal Christus sich ja nicht vor, sondern nach dem Text der Johannesoffenbarung in der Stadt befinden soll.
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Ein weiteres Beispiel von J. C. Cards ist aus dem Jahr 2011. Von dieser Grafik gibt es zahlreiche Varianten, Drehungen, perspektivische Änderungen. Die Massenwaren haben natürlich keine individuellen Titel. Anhand der Details kann aber das Himmlische bzw. das Neue Jerusalem als Thema ausgemacht werden: wir haben wieder einen Kubus vor uns. Drei Perlentore befinden sich an jeder Seite, so dass es insgesamt zwölf Tore sind. An der linken und rechten Seite zeigt Cards noch die Ansätze des Perlentors auf den angrenzenden Seiten – ein schöner Einfall Cards‘, der dem Objekt Plastizität verleiht und es besser verstehen lässt. Die Mauern der Stadt sind komplett aus Edelsteinen in einer rötlichen Tönung. Auch an Symbolik wird nicht gespart: Cards setzte auf jedes der Tore einen Davidstern, die allerdings nicht gut zu sehen sind, da sich hier das in den Raum ausstrahlende Licht horizontal und vertikal bricht (siehe Grafik). Das lateinische Kreuz ziert einen Teil der Edelsteine, aber nur diejenigen unter den Perlen. 33 Stück hat der Künstler hier an einer Seite aneinander gesetzt, in drei übereinander liegenden Reihen.
Claus Bernet: Neues vom Neuen Jerusalem: Kunstwerke ab dem Jahre 2000 (Teil 3), Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 43).
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