
Der Friedhof in Marienthal bei Hamminkeln am unteren Niederrhein besitzt das bislang einzige Kriegsdenkmal mit einer Darstellung des Himmlischen Jerusalem. Die Gottesstadt ist der zentrale bildliche Schmuck dieses Kunstwerks von Hildegard Bienen (1925-1990).
Es handelt sich um eine aufgehängte Steinplatte aus Basaltlava, in die auf der Vorderseite zwei Bronzeplatten eingefasst wurden. Im unteren Teil sind auf einer quadratischen Platte die Namen von Gefallenen des Zweiten Weltkriegs angeführt, die aus der Umgebung von Marienthal stammen. Darunter die Worte: „Sie sind in Gottes Hand + Du geh hin und verkünde das Reich Gottes“ (Weish. 3, 1; Luk. 9, 60).
Darüber befindet sich ein zweiter, kleiner Bronzeeinsatz in Form eines Vierpasses. Auf diesem sind die zwölf Tore der Stadt moduliert, in der das Lamm auf dem versiegelten Buch steht. Insbesondere die Tore, die trotz Türen und kleiner Fenster als massive Blöcke gearbeitet sind, verleihen dem Relief eine rhythmische Struktur und ernste Feierlichkeit. Ob aber das Himmlische Jerusalem ein geeigneter Ort zum Aufenthalt von Wehrmachtssoldaten ist, darf bezweifelt werden.
Die hier aufgelisteten Soldaten sind nicht etwa in Marienthal bestattet, sondern auf Soldatenfriedhöfen verteilt über ganz Europa:
Hermann Brömmel
Hermann Cluse
Paul Dücker
Wilhelm Dücker
Johann Gernemann
Hermann Hartmann
Felix Hartmann
Alois Hessling
Heinrich Hessling
Gerhard Lbiers
Theodor Lichtenberg
Joh. Nienhaus-Hornemann
Theodor Nienhaus
Wilhelm Nienhaus
Friedrich Paus
Ewald Pass
Johann Pollmann
Wilhelm Pollmann
Karl Schluis
Wilhelm Schluis
Bernhard Sondermann
Hugo Sondermann
Josef Stenert
Wilhelm Tewordt
Bernhard Ansing
Johann Hessing
Paul Pollmann
Bernhard Steffens
Johann Stegemann
Hubert Steinkamp
Nur äußerst selten wurde die biblische Friedensstadt in einen militärischen Bezug gesetzt; es gibt noch andere Beispiele aus der Kreuzzugszeit oder aus dem Dreißigjährigen Krieg. Dieses Himmlische Jerusalem strahlt aber eine geschlossene Harmonie und Friedlichkeit aus, die im Kontrast zu jedem kriegerischem Tun steht.
Martin Segers: Der Friedhof an der Klosterkirche Marienthal und seine Botschaft der Hoffnung für unsere Zeit, Regensburg 2003.