
Sehr alt sind wohl Jerusalemskerzen, die in der Adventszeit erstmals angezündet werden und dann über das ganze Jahr in Benutzung sind. Im Mittelalter und lange danach waren solche Kerzen teuer und kostbar, nur wohlhabende Klöster und Kirchengemeinden konnten sie sich leisten. Leider ist es aber so, dass Jerusalemskerzen als ephemere Kunstwerke nach dem Abbrennen verschwunden sind – daher haben sich nur ganz wenige Beispiele erhalten. Erst in jüngster Zeit finden sich auch künstlerisch gestaltete Kerzen, die nicht allein für den kirchlichen Gebrauch gedacht sind, sondern die sich an alle Kerzenliebhaber richten.
Ab Juli 2012 wurde eine Jerusalem-Kerze mit der zukünftigen Jahreslosung für 2013 „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“ (Hebräerbrief Kapitel 13, Vers 14) über den Onlinehandel vertrieben. Das Motiv gestaltete die Religionspädagogin und Künstlerin Reinhilde Rieger aus Bad Orb. Von Rieger gibt es auch weitere Kerzen, dann vor allem Zeichnungen und auch Ikonen.
Durch die Rundung der Kerze ist es nicht leicht, die quadratische Stadt mit all ihren Elementen (Lebensfluss, Engel, Lebensbaum, Lamm Gottes, Bauten wie Wohnhäuser der Einwohner und Einwohnerinnen etc.) zur Darstellung zu bringen. Rieger löste die Aufgabe, in dem nicht die ganze Kerze mit einem Bild bemalt ist, sondern ein quadratisches Bild auf den Schaft der Kerze gesetzt ist, neben dem rechts die Jahreslosung geschrieben ist. Dort fällt sogleich ein gewaltiger heller Lichtkreis ins Auge, der konzentrisch ausstrahlt und am Rande zu einem Rotton wechselt. Der Kreis steht über einem Rundbogentor, zu dem der Weg im Vordergrund führt. Das Tor steht offen; Teile der Bebauung sieht man sowohl an den Seiten als auch im Blick durch das Tor in die Stadt. Es sind weiße Blöcke, in weichen Pastelltönen wurden darauf weitere Tore und Fensteröffnungen nuanciert. Auf dem weichen Wachs lassen sich die Details nicht so scharf erkennen wie auf einer Kunstpostkarte, die mit dem gleichen Motiv vertrieben wurde.