Arkadenjerusalem aus Pskow (1547)

Bei der traditionellen Ikonenmalerei wurde das Neue oder Himmlische Jerusalem gelegentlich durch mehrere Arkaden dargestellt; ich nenne diese Präsentationsweise „Arkadenjerusalem“. Dabei ist das Himmlische Jerusalem auf der Ikone ganz überwiegend oben links zu finden, und zwar als Ansammlung vieler Arkaden, die meist zwei- oder dreireihig übereinander gesetzt sind. In diesen Arkaden sind dann kleine Gruppen von Heiligen zum sog. „Ewigen Abendmahl“ versammelt. Hinter den Arkaden ist gelegentlich noch weitere Architektur zu finden, meist Kuppeln oder Türme. Vor den Arkaden ist meist die Stadtmauer gesetzt, die sie von anderen Szenen der Ikone abgrenzt. Der Typus „Arkadenjerusalem“ war im 18. und 19. Jahrhundert in der Ukraine und in Russland weit verbreitet, es gibt noch heute zahlreiche unterschiedliche Beispiele in Museen und Privatsammlungen. „Erfunden“ wurde der Typus jedoch viel früher.
Eines der ältesten Beispiele ist die Pskower Ikone von 1547 aus dem Museum der gleichnamigen russischen Stadt. Vermutlich hat es auch schon vor 1547 Darstellungen dieser Art gegeben, die sich aber nicht erhalten haben. Die Pskower Ikone zeigt eine Weltgerichtsdarstellung aus der russisch-orthodoxen Kirche des Heiligen Bories aus Nowgorod. Die Ikone ist mehrfach beschädigt, so auch am Himmlischen Jerusalem an der rechten oberen Seite (bei den Seitentürmen). Der Ausschnitt zeigt unten sieben russisch-grün gefärbte Arkaden mit zahlreichen Heiligen in Gruppen. Darüber sind vier verschiedene Architekturkompartimente gesetzt, wovon das gelbgoldene Kreuz mit dem aufgesetzten Baldachin heraussticht. Ein Zugangstor oder Engel, die weiteren Ankommenden in die rettende Stadt helfen, sind auf dieser Ikone noch nicht vorgesehen.

 

tags: Arkade, Weltgericht, Ewiges Abendmahl, Museum Pskow, Kreuz, Baldachin
Share:
error: