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Arkadenjerusalem aus Pskow (1547) sowie moderne Kopie in der Holy Theophany Orthodox Church in Colorado Springs (2002)

Bei der traditionellen Ikonenmalerei wurde das Neue oder Himmlische Jerusalem gelegentlich durch mehrere Arkaden dargestellt; ich nenne diese Präsentationsweise „Arkadenjerusalem“. Dabei ist das Himmlische Jerusalem auf der Ikone ganz überwiegend oben links zu finden, und zwar als Ansammlung vieler Arkaden, die meist zwei- oder dreireihig übereinander gesetzt sind. In diesen Arkaden sind dann kleine Gruppen von Heiligen zum sog. „Ewigen Abendmahl“ versammelt. Hinter den Arkaden ist gelegentlich noch weitere Architektur zu finden, meist Kuppeln oder Türme. Vor den Arkaden ist meist die Stadtmauer gesetzt, die sie von anderen Szenen der Ikone abgrenzt. Der Typus „Arkadenjerusalem“ war im 18. und 19. Jahrhundert in der Ukraine und in Russland weit verbreitet, es gibt noch heute zahlreiche unterschiedliche Beispiele in Museen und Privatsammlungen. „Erfunden“ wurde der Typus jedoch viel früher.
Eines der ältesten Beispiele ist die Pskower Ikone von 1547 aus dem Museum der gleichnamigen russischen Stadt. Vermutlich hat es auch schon vor 1547 Darstellungen dieser Art gegeben, die sich aber nicht erhalten haben. Die Pskower Ikone zeigt eine Weltgerichtsdarstellung aus der russisch-orthodoxen Kirche des Heiligen Bories aus Nowgorod. Die Ikone ist mehrfach beschädigt, so auch am Himmlischen Jerusalem an der rechten oberen Seite (bei den Seitentürmen). Der Ausschnitt zeigt unten sieben russisch-grün gefärbte Arkaden mit zahlreichen Heiligen in Gruppen. Darüber sind vier verschiedene Architekturkompartimente gesetzt, wovon das gelbgoldene Kreuz mit dem aufgesetzten Baldachin heraussticht. Ein Zugangstor oder Engel, die weiteren Ankommenden in die rettende Stadt helfen, sind auf dieser Ikone noch nicht vorgesehen.

 

Seit 1989 sind zahlreiche orthodoxe Gläubige aus Osteuropa nach Kanada oder in die USA ausgewandert und haben dort auch neue Kirchen und Klöster gegründet, deren Bauten in Anlehnung an den Ikonenstil ihrer Heimat gestaltet wurden. Eine zentrale russisch-orthodoxe Kirche ist die Holy Theophany Orthodox Church in Colorado Springs im gleichnamigen US-Bundesstaat. Dort fertigte Michael Greer des von ihm gegründeten Greer-Studios in Cascilla (Mississippi) im Jahre 2002 das Altarbild an, angelehnt an die Pskower Ikone aus dem Jahr 1547. Die Bildmotive wurden sehr genau übernommen, die Ausführung besitzt aber noch den typischen Glanz moderner Arbeiten, da sie noch nicht über Jahrhunderte gealtert ist. Die Kopie grenzt den Bereich des Himmlischen Jerusalem durch einen eigenen schmalen und schräg gesetzten Flügel an der linken Seite vom übrigen Ikonenbildnis klar ab. Lediglich zwei Arkaden haben Platz gefunden, und Jerusalem ist durch den typischen Kreuzbau darüber repräsentiert, in dem – ganz klein und leicht zu übersehen – der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis zu sehen sind. Die Architektur ist plastisch profiliert, der Bau verjüngt sich nach oben und ist von einem violetten (im Original aus dem 16. Jahrhundert roten) Baldachin überspannt. Darunter haben sich in den zwei Arkaden stehende männliche Heilige in weißen Gewändern versammelt, von denen einer durch Kopfbedeckung und ein Gewand mit einer roten Bordüre hervorgehoben ist; weitere Heilige sitzen und stehen im Mittelteil rechts.

 

tags: Arkade, Weltgericht, Ewiges Abendmahl, Museum Pskow, Kreuz, Baldachin, Kopie, Kreuz, USA, Bundesstaat Colorado
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