
Jedes Jahr wird die römisch-katholische Kirche San Bartolome Becerra in der Stadt Antigua Guatemala (die ehemalige Hauptstadt des gleichnamigen Staates) wahrend der Fastenzeit mit einem Bildmotiv ausgestattet. Dieses wechselt jährlich, stammt aber so gut wie immer aus der Bibel. Bei der Ausgestaltung der raumfüllenden Konzeption beteiligen sich viele Gemeindemitglieder, Unternehmen und Vereine auf freiwilliger Basis. Auch zahlreiche Künstler und Handwerker beteiligen sich daran, was als besondere Ehre und Verpflichtung gilt. So entstehen immer wieder ephemere Kunstwerke, die nach einem Jahr vernichtet werden.
Im Jahre 2014 war es das Himmlische Jerusalem, unter dem Motto: „Ciudad celestial Jerusalem, Esposa del Divino cordero“ („Himmlische Stadt Jerusalem, Braut des göttlichen Lammes“). Im Zentrum sieht man eine Holzstatue von Jesus Christus, die auch gerne bei Prozessionen umhergetragen wird. Es ist eine Arbeit des Barockmeisters Pedro de Mondoza aus der Zeit um 1640. Unter dieser Figur befindet sich das eigentliche Jerusalem mit drei Toren an jeder Seite, von denen immerhin drei Seiten zu sehen sind, was bei einem Kubus eigentlich nicht geht. Darüber kann man hinter den hohen Mauer der Stadt Dächer und vor allem Kuppeln erkennen. Über und teilweise hinter der Stadt erscheint eine ungewöhnliche Gloriole mit ineinandergeschobenen Kreissegmenten, die etwas an einen Ventilator erinnert. Umgeben ist das Ganze von zwölf blaufarbenen Engeln. Sie stehen und präsentieren Schriftbänder in Latein mit den Namen der zwölf jüdischen Stämme.
Mario Alfredo Ubico Calderon: Datos historicos de la imagen de Jesus Nazareno de la Caída de San Bartolome Becerra, La Antigua Guatemala, Sacatepequez, Guatemala 2001.
Claus Bernet: Spezialband: Himmelspforten vom Mittelalter bis heute (Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 4), Norderstedt 2018 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 46).
Beitragsbild: R. Mijangos