
René Pouillard (1924-2018): Glaskunst „La Jérusalem céleste“ (2017)
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Claus Bernet
- Januar 2, 2022
„La Jérusalem céleste“/„Das Himmlische Jerusalem“ ist ein Glasfenster von René Pouillard (1924-2018), einem römisch-katholischen Künstler und Kunstförderer aus Brüssel. 1970 gründete er den Prix Art Chrétien zur Förderung christlicher Kunst, die auch eines seiner Themenfelder war. Pouillard war ein innovativer und provokativer Maler, neben biblischen Themen widmete er sich vor allem Landschaften. Sein avantgardistisches Motto war: „Seien Sie gegen die Mode von heute… bereiten Sie sich auf die von morgen vor!“
Seine Glasmalerei ist eine der wenigen Arbeiten aus Glas, die sich nicht in einer Kirche oder einem Kloster befinden, sondern das als Raumschmuck im „Atelier d’art chrétien“ in Brüssel zum Verkauf stand. Was ist auf der Arbeit aus dem Jahr 2017, die zu den letzten des Künstlers überhaupt zählt, zu sehen? Es handelt sich um ein besonderes Zweiwegebild, denn hier scheinen beide Wege zur Erlösung zu führen: ein breiter, heller Weg rechts führt auf einer pinkfarbenen Straße in den Hintergrund, hier wandern zahlreiche Menschen entlang, die alle in einer anderen Farbe gehalten sind. Dann gibt es noch einen schmalen Pfad links, der kaum zu sehen ist, da dieser Pfad wie auch die auf ihm laufenden Menschen alle dunkelgrün sind. Das eigentliche Jerusalem ist eine Art Blume oder Rad mit einem roten Zentrum, darum zwölf Farben, welche sich aus dem Regenbogen rechts oben herausbilden und gleichzeitig das Motiv der zwölf Edelsteine aufgreifen. Eine Hölle hat Pouillard diesem Jerusalem nicht gegenüber gestellt.
Claus Bernet: Neues vom Neuen Jerusalem: Kunstwerke ab dem Jahre 2000 (Teil 5), Norderstedt 2018 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 45).