
Goffredo Gaeta: Kirche Madonna del Ghiandolino in Imola (2004)
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Claus Bernet
- Dezember 26, 2021
Im Jahr 2004 schuf der italienische Bildhauer und Glaskünstler Goffredo Gaeta (geb. 1937) in seiner Heimatstadt Faenza ein vielbeachtetes Fensterband, welches 2010 in die römisch-katholische Kirche Santuario Madonna del Ghiandolino in Imola (Emilia-Romagna) eingebaut wurde. Es war einer der Versuche, etwas mehr Schönheit in den kalten Betonbau im Stil des menschenverachtenden Brutalismus zu bekommen.
Das Band hat insgesamt die Größe von 268 x 65 Zentimetern. Der Titel ist: „Gerusalemme aperta alla vita eterna“, zu Deutsch also in etwa: „Jerusalem ist offen gegenüber dem ewigen Leben“. Im Zentrum wurden von Goffredo Gaeta sakrale Bauten des Himmlischen Jerusalem aneinandergesetzt: rechts eine christliche Kirche mit einem klassizistischen Portal, dem eine Kuppel aufgesetzt wurde und ein Glockenturm beigestellt ist. Links hat der Künstler eine Moschee auf mozarabischen Arkaden mit Minarett hinzugesetzt. Dazwischen findet man drei Eingänge in Rundbogenform, die die Stadtmauer durchbrechen. Sie stehen offen, durch das mittige Haupttor gehen zwei Strahlen in weißer und gelber Farbe. Viele weitere Strahlen sind um die Stadt gesetzt, vor allem in weißen Farbnuancen, dann aber in zweiter Stelle in Türkis, des weiteren Ocker, Violett und andere Farbtöne, die ein harmonisches Ganzes entstehen lassen. Diese Stadt ist weder rund noch quadratisch, sondern musste sich der Form des Fensterbandes anpassen. So greifen an den Seiten Mauerteile oder Tore weiter nach außen, um den Raum zu füllen.
Enzo Dall’Ara: La luce della rivelazione nell’Apocalisse di Goffredo Gaeta, Faenza 2006.
Claus Bernet: Große Künstler, großartige Kunst, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 48).