
Im Jahr 2006 schuf der Italiener Leonardo Ugolini mehrfach ephemere Kunstwerke, die das Himmlische Jerusalem in Sand darstellten. Seine Arbeiten dauerten in der Herstellung mehrere Wochen an, und im Ergebnis war Jerusalem eine vielgestaltige, mehrere Meter hohe Sandinstallation. Drei Jahre darauf entstand ein weiteres Sandjerusalem, welches fotografisch dokumentiert und als solches tituliert ist. Im Mai des Jahres 2009 schufen mehrere Ukrainer unter Anleitung ihres Pastors V. Filat (geb. 1971) im Rahmen des „Inductive Bible Study Institute from Eurasia“ am letzten Tag einer Fortbildung in Rumänien ein Himmlische Jerusalem direkt am Strand des Schwarzen Meers. Es ist eine quadratische Anlage mit einer starken Mauer von etwa dreißig Zentimeter Stärke. An jeder Seite sind drei Höhlen durch die Mauer gegraben, die für die offenen Tore stehen. Zu ihnen führen außen breite Rampen, wie man es auch von entsprechenden Bibelausgaben aus der Reformationszeit her kennt. Über jedem der zwölf Tore ist an der Außenseite eine echte Muschel stellvertretend für eine Perle der Stadt angebracht, da sich ein rundes Objekt aus Sand schlecht formen lässt. In der Stadt wurde auf das Einfügen von Häusern und Figuren verzichtet; man findet aber eine Sandanhäufung als Zionsberg und einen Grasbüschel stellvertretend für den Lebensbaum.
Objekte aus Sand haben als ephemere Kunst ihren besonderen Reiz. Wie hier entstand und verschwand es spontan. Ein besonderer Bauplan war auch nicht von Nöten, da die Beteiligen das Konzept des Himmlischen Jerusalem gut kannten, es war Teil des zuvor durchgegangenen Lehrstoffs.
Claus Bernet: Kuriositäten, Raritäten, Absonderlichkeiten, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 15).