
Marietta Stadler: Osterkerze aus Schliersee (2011)
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Claus Bernet
- August 13, 2021
Osterkerzen sind liturgische Schmuckstücke, die sich seit etwa dem Jahr 2000 in Europa als ephemere Kunstwerke einer besondere Popularität erfreuen. Man kann durchaus von einer Modeerscheinung sprechen. Eine Kerze für den römisch-katholischen Pfarrverband Schliersee (Oberbayern) zeigt in der Mitte der heiligen Stadt die Apostel, während sie Eucharistie feiern. Auffällig ist, dass sie keine Gesichter zeigen, und auch nicht an Attributen erkannt werden können. Einer der Heiligen trägt ein lateinisches Kreuz, so dass der Zug einer Prozession oder Wallfahrt ähnelt. Unter den Heiligen sind die Tore um den Schaft der Kerze herum aneinander gereiht. Es sind jeweils rechteckige Blöcke, die über Streben miteinander verbunden sind. Allen Böcken wurde ein Rundbogentor eingesetzt. Diese Tore haben eine dunkelgrüne Farbe, während die eigentliche Mauerfläche in einem glänzenden Silberton gehalten ist. Ebenfalls in Silber ist ein kleiner Türknauf oder Schloss, was markiert, dass die Tore noch geschlossen sind. Vergoldet sind hingegen die Rahmen der Tore. Jedes Tor besitzt eine niedrige Kuppel in einem rötlichen oder orangen Farbton.
Es ist eine Arbeit der Pfarrheimbeauftragten Marietta Stadler, die sich 2011 spontan bereit erklärt hatte, mehrere Kerzen für den Pfarrverband herzustellen. Daher ist hier oben die Jahreszahl 2011 zu finden, unten die Buchstaben „A“ und „O“ für Alpha und Omega, womit angezeigt wird, dass mit dem Erscheinen des Himmlischen Jerusalem das Ende erreicht ist. Von dieser Osterkerze wurde lediglich ein Exemplar in Handarbeit angefertigt.
Pfarrhausfrau fertigt Osterkerzen, in: Merkur, 18.4.2011.
Claus Bernet: Jerusalems-Leuchter, Jerusalems-Kerzen und Adventskränze, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 25).