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Athanasius Kircher (1602-1680): „Arithmologia“ (1665)

Athanasius Kircher (1602-1680) war ein umstrittener Gelehrter. Mit Fakten nahm er es nicht genau, und viele seiner Schriften sind Plagiate übelster Art. Dann wieder besaß er durchaus Originalität, beschritt eigene, noch unbetretene Wege. Als Universalgelehrter des Humanismus veröffentlichte er zu fast allen Wissensgebieten seiner Zeit, selbst zu solchen, bei denen ihm das eigene Wissen fehlte. Zu seinem Alterswerk gehört die lateinische Schrift „Arithmologia sive de abditis numerorum mysterijs“, die 1665 an seinem Wohnsitz Rom erschien. Zu fol. 291 ist die „Typus mysticus calestia Ierusalem“ dargestellt, eine Kombination zwischen ineinandergreifendem Text und Bild zur Erläuterung von Kirchers Jerusalem-Imaginationen. Wichtig: zur Erläuterung der einfarbigen Abbildung nützen die Ausführung Kirchers wenig, es scheint so, als solle die Abbildung aus sich selbst sprechen.
Im Zentrum befindet sich Jesus Rey, der königliche Christus in einem Quadrat. Umgeben ist er an drei Seiten von den Namen der jüdischen Stämme; an der linken Seite hat sie Kircher oder sein uns namentlich unbekannter Zeichner jedoch vergessen. In den dreieckigen Zwickeln sind die Buchstaben JE-RU-SA-LEM eingeschrieben, eine durchaus originelle Idee.
Vom Zentrum her bewegen sich zwölf Schichten an den Rand, die ganz unterschiedlich beschriftet sind, mal mit Zahlen, mit biblischen Figuren, den Edelsteinen oder auch Planeten. Von oben sieht das eigenartige Gebilde wie eine Pyramide aus, die in der Ägyptologie des Gelehrten eine besondere Wertschätzung genoss.

Brian L. Merrill: Athanasius Kircher (1602-1680), Jesuit scholar, Provo 1989.
Anne Eusterschulter: Hermetische Spiele der Natur und der ludische Charakter des Wissens, in: Peter-André Alt, Volkhard Wels (Hrsg.): Konzepte des Hermetismus in der Literatur der Frühen Neuzeit, Göttingen 2010, S. 213-257.

 

tags: Barock, Mystik, Rom, Quadrat, Nationalbibliothek Florenz
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