
2005 wurde auf dem Waldfriedhof von Bingen am Rhein etwas außerhalb der Stadt das Familiengrab Weinand fertiggestellt. Es besteht aus drei einzelnen, freistehenden Stelen: links sind die Namen der Eltern Weinand aufgeführt, rechts die der zwei Kinder. Die Stelen an der Seite laufen schräg nach oben, in der Mitte läuft die zentrale Stele nach oben spitz zu. Dort wurde eine geschlossene, weißgraue Himmelspforte eingesetzt. Ihr Torrahmen besteht links aus gemauerten Steinen, rechts aus einer Ähre, die den Mauerbogen ergänzt. Anhand der angedeuteten Holzbretter ist zu ersehen, dass diese Pforte noch geschlossen ist. Die Nut der Bretter setzt sich übrigens im Hintergrund als Strahlen for, die sie Pforte an drei Seiten umgeben. Unten hingegen sind einige Blätter eingemeißelt. Eine der Blätter gehen auch nach unten, wo sich ein Band nach unten zieht, vermutlich eine Trauergirlande.
An der linken wie rechten Seiten hat der Künstler oder die Künstlerin jeweils eine aufrecht stehende brennende Fackel in den Stein gemeißelt. Eigentlich ist seit der Antike die kopfüber stehende, erlöschende Fackel das Symbol für den Tod, allerdings scheint dieses Wissen langsam verloren zu gehen. Der Künstler des Grabmals bzw. dieser bemerkenswerten Pforte ist nicht bekannt, und auch auf dem Kunstwerk befindet sich kein Hinweis auf den Hersteller. Wie in solche Fällen üblich, wird es ein Steinmetz aus der Umgebung, möglicherweise Mainz, gewesen sein.
Claus Bernet: Neues vom Neuen Jerusalem: Kunstwerke ab dem Jahre 2000 (Teil 2), Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 42).