
In den letzten Jahren hat sich die Grabsteinkultur revolutioniert. Zwar dominieren immer noch „todlangweilige“ Steine mit traditioneller Bildsymbolik. Daneben gibt es jedoch auch immer mehr künstlerisch anspruchsvolle Angebote. Auch das Neue Jerusalem ist davon betroffen. Traditionell wird auf einem schmalen vertikalen Grabstein nicht die gesamte Himmelsstadt bildlich sichtbar gemacht, sondern lediglich die Himmelspforte. Wegweisende neuere Arbeiten entstanden zuletzt von Künstlern wie Katrin Gräfrath in Much, Hanns-Christian Luib in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Sebastian Langner in Wittlich, Hilarius Schwarz in Köln-Worringen und Martin Thiebes in Königswinter. Diese Meister und Meisterinnen stellen hochwertige Auftragsarbeiten her, wohingegen große Steinmetzbetriebe für die breitere Masse produzieren. Steinmetzbetriebe, die die Himmelspforte in ihrem Sortiment seit Jahren vertreiben und die man auf vielen Friedhöfen weltweit finden kann, sind in Deutschland:
-Jörg Bollin GmbH in Freiburg,
-Reithmeier Schön Naturstein GmbH in Velburg
-Gebr. Schlick Gmbh & Co. KG in Zell im Fichtelgebirge
-Firma Grabmale Strässer in Neuremscheid
-Grabmale Söhnchen in Hückeswagen
-Steinmetzbetrieb Brumme in Chemnitz
-Grabmale Vonrüden in Beckum (Münsterland)
Das Beispiel zeigt eine Arbeit von circa 2011 von dem Steinmetz Oswald Kurz für die Kurz Natursteine GmbH in Bensheim/Hessen. Es handelt sich um eine naturalistische Himmelspforte im oberen Drittel des Steines von einer Höhe von etwa 50 Zentimetern. Die Rahmung besteht aus stilisierten Bossequadersteinen, die Türfüllung aus vorgetäuschtem Holz. Die Pforte ist verschlossen, im Rahmen der Mariensymbole wäre dies die porta clausa. Von der Pforte führt ein schmaler gedrungener Pfad nach links unten, der aus zahlreichen Stufen besteht. Dieser Typus von Pforte wird von Oswald Kurz auch mit weniger christlicher Symbolik angeboten, so gibt es eine Alternative, bei der in die Pforte die auf- oder untergehende Sonne gesetzt ist, oder eine fliegende Möwe. Der Stein wurde von Kurz lediglich mit der Pforte behauen und lässt so an den Seiten die natürliche Oberflächenstruktur des Steins zum Ausdruck kommen.
Claus Bernet: Gemacht für die Ewigkeit: Steinwerke des Himmlischen Jerusalem, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 8).
Claus Bernet: Das Himmlische Jerusalem in der künstlerischen Darstellung bei Grabmälern und auf Friedhöfen, in: Friedhof und Denkmal, 60, 4, 2015, S. 7-13.