Margit Piephans: Kerze (2019)

Sehr alt sind wohl Jerusalemskerzen, die heute zu Ostern feierlich angezündet wurden. Früher, im Mittelalter und lange danach, waren solche Kerzen teuer und kostbar, nur wohlhabende Klöster und Kirchengemeinden konnten sie sich leisten. Leider ist es aber so, dass Jerusalemskerzen nach dem Abbrennen verschwunden sind – daher haben sich nur ganz wenige Beispiele erhalten. Durch die Rundung der Kerze ist es nicht leicht, die quadratische Stadt mit all ihren Elementen (Lebensfluss, Engel, Lebensbaum, Lamm Gottes) zur Darstellung zu bringen. Eine solche Kerze wurde 2007 in der katholischen Gemeinde HH. Monulfus und Gondulfus in De Heeg, einem Stadtteil von Maastricht, aufgestellt, ein anderes Beispiel findet man auf Burg Bodenstein (Thüringen), das um 2010 entstanden ist. Bei beiden Kerzen sind der Künstler oder die Künstlerin namentlich nicht bekannt, was typisch ist für diese Kunstwerke, die immer in Serie gefertigt wurden und die auch in Privathaushalten zu finden sind.
Anders ist dies bei einer Osterkerze der evangelischen Kirche in Felchbachtal bei Ettenstatt. Zu Jahresbeginn 2019 schuf dort Margit Piephans eine Osterkerze. Diese zeigt unten ein rotes Kreuz, von dem ein schmaler Pfad aufwärts führt. Er endet an einem goldenen Stadttor, welches offen zu sein scheint. Über ihm sieht man mehrere Bauten mit roten und goldenen Kuppeln. Die Stadt zieht sich um die gesamte Kerze, die rückseitig noch weitere Tore hat, jedoch nicht zwölf. Darüber ist ein Stern angebracht, unten steht links geschrieben „Nova Hierosolyma“ und rechts „Der Tod wird nicht mehr sein“. Der Stern wie auch die Stadtdarstellung stammt übrigens von einer vorangegangenen Kerze, bei der sich Piephans intensiv mit Bethlehem beschäftigt hat.
Margit Piephans aus Felchbachtal in Mittelfranken ist die Frau des dortigen evangelischen Pfarrers Joachim Piephans. Gewöhnlich sieht die Zusammenarbeit so aus, dass Margit Piephans das Motiv auswählt und die technische Ausführung leitet, während ihr Mann theologische Überlegungen mit einfließen lässt. Von jeder Kerze werden circa 20 Stück gefertigt, die dann zu Ostern an die Nachbargemeinden abgegeben werden. Das fotografierte Exemplar schenkte das Paar Piephans dankenswerter Weise dem Verfasser für seine Sammlung von Jerusalem-Kunstwerken.

tags: Kerze, Osterkerze, Mittelfranken
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