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Ölgemälde aus der Dreifaltigkeitskirche in Görlitz (1482)

Ein spätmittelalterliches Ölgemälde mit einer Darstellung des Weltgerichts findet sich in der Dreifaltigkeitskirche in der Altstadt von Görlitz. Es wird auf die Zeit um 1482 datiert und war damals das Modernste, was dieses Genre am Ausgang des 15. Jahrhunderts zu bieten hatte. Es soll einst in Breslau entstanden sein, als Epitaph für Melchior Rechenberg (nicht zu verwechseln mit Melchior von Rechenberg, 1549-1625).
Auf dem Gemälde (siehe Ausschnitt) ist eine kleine Gruppe unter dem überdimensionierten Mantel Mariens versammelt, wobei das frühmittelalterliche Motiv der Schutzmantelmadonna aufgenommen wird. Links außen ist stehend Petrus zu sehen (in blauer und roter Bekleidung), wie er gerade mit einem Schlüssel die Himmelspforte zum Neuen Jerusalem öffnet. Er schaut direkt zum Betrachter. Ihm gegenüber sind mehrere Personen versammelt, die verschiedene geistliche und weltliche Stände repräsentieren, wie ein Mönch, ein König oder Fürst, ein Kaufmann, usw.
Die Stadt Jerusalem selbst ist noch hinter den grauen Wolken links verborgen. Die hölzerne Pforte hinter Petrus ist einfach gehalten; sie erinnert eher an ein rurales Gatter, besitzt jedoch eiserne Beschläge. Sie wird von Petrus nach außen gezogen, so dass die ersten Geretteten eintreten können.
Der Meister dieser Arbeit ist namentlich nicht bekannt. Bezüglich dieser Szene erinnert die Arbeit an ein Weltgericht-Gemälde des Nürnberger Meisters Michael Wolgemut (1434-1519), das heute im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg gezeigt wird (ca. 1490 entstanden). Wolgemut hat auch im südlichen Sachsen Aufträge ausgeführt, man denke etwa an den Zwickauer Wolgemut-Altar.

Jarosław Kuczer: Baronowie von Rechenberg, in: Pro Libris: lubuskie pismo literacko-kulturalne, 3, 2007, S. 74-82.
Kai Wenzel: Die spätmittelalterliche Ausstattung der Görlitzer Franziskanerkirche, in: Annegret Gehrmann, Dirk Schumann, Marius Winzeler (Hrsg.): Die Bettelorden in den beiden Lausitzen, Berlin 2017, S. 297-322.

 

tags: Görlitz, Spätmittelalter, Weltgericht, Pforte
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